Bitcoin Suisse schreibt hohen Verlust: Auch in der Schweiz kämpfen Krypto-Spezialisten mit den Turbulenzen im Markt
Skandale haben viel Vertrauen zerstört. Der Druck der Regulatoren steigt, er ist aber auch eine Chance für den Standort.
Zahlreiche Skandale und der Krypto-Winter hinterlassen auch bei Schweizer Anbietern tiefe Spuren. Bitcoin Suisse, einer der Pioniere der Branche, sah im abgelaufenen Jahr einen massiven Einbruch seiner Erträge und schrieb einen Verlust von 24 Millionen Franken. Im Jahr davor resultierte noch ein Gewinn von 31 Millionen. Das geht aus dem Geschäftsbericht hervor, der im Vorfeld der Generalversammlung vom 29. Juni an die rund dreihundert Aktionäre von Bitcoin Suisse verschickt wurde und an die Medien gelangt ist.
2022 war für Krypto-Währungen ein Schreckensjahr. Die Leitwährung Bitcoin verlor mehr als 60 Prozent ihres Werts. Dieser Kurssturz spiegelt sich in den Büchern von Bitcoin Suisse, nicht zuletzt wegen grosser Verluste im Eigenhandel. Nicht nur die Erträge gingen markant zurück, auch der Wert eigener Bestände in anderen Krypto-Assets als Bitcoin, in sogenannten Alt-Coins, hat stark gelitten. Zudem haben grosse Kunden eigene Vermögensbestände verkauft, um so ihre Blockchain-Projekte weiter finanzieren zu können.
Krypto-Absturz
Eine generelle Abkehr von Krypto-Währungen will man bei Bitcoin Suisse aber nicht feststellen. «Wir hatten keine Kundenabgänge, sondern weiterhin neue Kunden und netto sogar Mittelzuflüsse.» Diese hätten den Wertrückgang der Bestände aber nicht abfedern können, sagt Dirk Klee, ehemaliger UBS-Banker und seit Frühjahr 2022 CEO des in Zug beheimateten Krypto-Vermögensverwalters.
Angetrieben durch die Bankenkrise in den USA, sind Krypto-Währungen seit Anfang Jahr wieder im Aufwind – in Krisenzeiten werden sie von ihren Anhängern als Alternative zu klassischen Assets gesehen. Doch mit einem höheren Bitcoin-Kurs gehen für Broker wie Bitcoin Suisse nicht automatisch höhere Einnahmen einher. Um solche zu generieren, braucht es Handelsaktivität. Und diese liegt seit einiger Zeit am Boden. Erst recht seit den Skandalen um die Stable Coins Terra/Luna und der Implosion der Krypto-Börse FTX im Herbst 2022.
Auch wenn man sich noch im Krypto-Winter befinde, seien die ersten Monate des Jahres aber «deutlich besser» gelaufen als das schwierige 2022, sagt Klee. Doch der Schweizer Krypto-Pionier Bitcoin Suisse musste wegen der Flaute seine Strukturen anpassen. Ging man im Rekordjahr 2021 noch von einer Fortsetzung des Booms aus, so musste der Personalbestand von 300 auf 220 Leute verkleinert werden. Die Kostenmassnahme habe gegriffen, weitere seien nicht geplant, sagt Klee.
«Sehr anspruchsvolles Verfahren»
Der Profi-Banker und Jurist Klee ist angetreten, um IT und Compliance bei Bitcoin Suisse zu professionalisieren und auch das leidige Thema Geldwäscherei vom Tisch zu bringen. Seit Jahren bemüht sich der Broker um eine offizielle Banklizenz der Finma. Ein erster Antrag ist im Jahr 2019 gescheitert. Klee räumt ein, dass die Finma-Lizenz «ein sehr anspruchsvolles Verfahren» sei, zumal Bitcoin Suisse nicht wie Krypto-Spezialisten wie Sygnum oder Seba von Beginn an auf den Erwerb der Lizenz habe hinarbeiten können.
Als zehnjähriges Unternehmen muss man bereits Altlasten bereinigen. Gemäss Klee habe man die letzten zwei Jahre damit verbracht, das Kundenbuch zu untersuchen, um die Geldwäsche-Thematik abzuarbeiten. Man sei auf einem guten Stand, doch es bleibe noch einiges zu tun: «Wir befinden uns noch nicht in der letzten Phase zur Antragsstellung», sagt er. Gleichzeitig relativiert er die Problematik: «Krypto ist nicht anfälliger für Geldwäscherei als andere Märkte», schliesslich werde jede Transaktion auf der Blockchain abgebildet. Das biete hohe Nachvollziehbarkeit und Sicherheit.
Doch die Professionalisierung kostet. Im Umfeld steigender Zinsen ist es für Krypto-Unternehmen sehr schwierig geworden, an Finanzierung zu gelangen. Klee geht davon aus, dass sich die Krypto-Märkte weiter seitwärts bewegen werden. Dennoch sei man nicht so schnell auf eine neue Finanzierungsrunde angewiesen und plane deshalb auch keine.
Dabei will man weniger abhängig vom volatilen Handel werden und sich mehr in Richtung eines Vermögensverwalters entwickeln, der auch Beratung anbietet, wie dies eine klassische Bank tut. Auch sollen anspruchsvollere Kundengruppen angesprochen werden. War Bitcoin Suisse in den Anfängen auf kleine Investoren ausgerichtet, so hat man nun auch Millionäre im Visier. Bitcoin Suisse will kein Billiganbieter sein.
Auch die Internationalisierung soll vorangebracht werden. Dafür hat das Unternehmen Philipp Rösler für den Verwaltungsrat gewinnen können. Der frühere deutsche Wirtschaftsminister und Vizekanzler unter Angela Merkel soll mehr internationale Investoren anziehen.
Chance für die Schweiz
Ob das im jetzigen Umfeld gelingen kann, ist offen. Besonders in den USA, aber auch in der EU ziehen die Regulatoren die Schrauben an – davon zeugen die jüngsten Verfahren der US-Wertpapieraufsicht SEC gegen die Krypto-Plattformen Binance und Coinbase. Weil es in den USA ungemütlich für Krypto-Anleger werden könnte, weichen diese in andere Länder aus, auch in die Schweiz. «Wir haben zahlreiche Anfragen von US-Personen, die Kunden werden wollen. Diese können aber im Rahmen unseres Geschäftsmodells nicht aufgenommen werden», sagt Klee.
Die Ereignisse des letzten Jahres haben viel Vertrauen zerstört. Profi-Investoren halten sich zurück, sich im Krypto-Markt zu engagieren. Trotzdem begrüsst Klee, dass die Krypto-Welt besser reguliert werde, das sei zum Vorteil der Industrie. Vor allem aber auch der Schweiz, die dank der hier geltenden klaren regulatorischen und legislativen Regelung profitieren könne.
Author: Jennifer Smith
Last Updated: 1702553522
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