kmpkt Gefährliche Lektine?
US-Arzt rät vom Konsum von Tomaten und Kartoffeln ab
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Wer Gewichtszunahme, Verdauungs- und Hautprobleme vermeiden will, sollte auf stark lektinhaltige Lebensmittel verzichten, rät ein US-Mediziner.
An Schreckensmeldungen von Ernährungsexperten haben wir uns mittlerweile fast gewöhnt. Mit schöner Regelmäßigkeit werden wir vor lieb gewonnenen Lebensmitteln oder Angewohnheiten gewarnt. Ob Zucker oder Gluten, immer wieder soll es neue Gefahren geben. Und nun auch noch die guten, alten Lektine.
Dabei handelt es sich um komplexe Proteine, die in Pflanzen vorkommen. Lektine sind Kohlehydratstrukturen und werden von Ernährungswissenschaftlern auch "anti-nutrients" ("Anti-Nährstoffe") genannt. Also Nährstoffe, die die Aufnahme anderer Nährstoffe behindern oder keinen oder nur sehr geringen eigenen Nährwert haben.
Hauptsächlich kommen Lektine in Hülsenfrüchten, aber auch in einigen Gemüse- und Obstsorten und Körnern vor.
Und in der Tat können gewisse Lektine sogar ziemlich schädlich sein. Lektine in rohen Bohnen etwa. Das darin enthaltene Lektin kann sich an die roten Blutkörperchen binden und diese verklumpen, schon eine kleine Handvoll roher Bohnen kann daher gesundheitliche Schäden anrichten. Beim Kochvorgang verändert das Protein seine chemische Struktur allerdings und wird ungefährlich.
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Aber der amerikanische Arzt Steven Gundry, der in seinem bald erscheinenden Buch “The Plant Paradox“ vor den Lektinen eindringlich warnt, hat es nicht auf diese spezifische Gefahr abgesehen. Er holt gegen einen Rundumschlag gegen Lektine aus und bezeichnet sie sogar als …
"die größte Gefahr der amerikanischen Ernährung".
Viele Menschen bekommen Sodbrennen, Blähungen, Durchfall, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen als Reaktion auf Lektine.
So weit, so unangenehm. Aber Gundry geht noch weiter. Langfristig, so schreibt der Mediziner, sollen Lektine auch sehr ernsthafte Krankheiten wie Arthritis, Herzerkrankungen, Akne und Ekzeme auslösen oder verschlimmern können. Und das Allerschlimmste - zumindest für uns Feinschmecker: Lektine stecken in vielen Lebensmitteln, die wir besonders mögen.
Als Hauptübeltäter identifiziert Gundry dabei Tomaten, Kartoffeln und Auberginen, aber auch Vollkornbrot und sogar Quinoa.
"Chemische Kriegsführung", würde durch die Aufnahme dieser Lebensmittel in unserem Körper toben. Das sind verbal ziemlich heftige Geschütze, die Gundry da auffährt. Dabei hat Gundry einen höchst seriösen Hintergrund. Sein Medizinstudium schloss er an der Yale University ab und arbeitete anschließend jahrelang als Herzchirurg an diversen Krankenhäusern und betreibt mittlerweile eine Privatklinik.
Dem bösen Lektin kam er zunächst durch eigenes Erleben auf die Schliche. Denn trotz einer ausgewogenen Ernährung und viel Sport war er übergewichtig. So stellte er seine Ernährung um und nahm gut 30 Kilogramm ab. Auch seine Patienten erzielten ähnliche Ergebnisse:
Je mehr ich Gemüse mit vielen Samen aus ihrer Ernährung strich, wie Gurken oder Kürbis, desto besser fühlten sich meine Patienten, sie nahmen ab und ihre Cholesterin-Werte wurden besser.
Das klingt natürlich gut, aber können Lebensmittel, die gemeinhin in der Wissenschaft als eher gesundheitsfördernd beschrieben werden, wirklich so viel Schaden anrichten?
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In einem Gespräch mit der Zeitschrift „The Times“ gibt Megan Rossi, Expertin der Britischen Ernährungsgesellschaft, zunächst Entwarnung. Die meisten von uns können Lektine gut verarbeiten.
Allerdings, so die Einschränkung, könnte es bei manchen Menschen durchaus sinnvoll sein, die Lektinmenge in der Nahrung zu reduzieren. Denn bei manchen Menschen, die unter typischen Symptomen einer Glutenunverträglichkeit, wie Blähbauch und schlechter Verdauung leiden, könnten stattdessen in der Tat Lektine verantwortlich sein:
"Wir haben immer angenommen, dass Weizenintoleranz mit Glutenunverträglichkeit zusammenhängt. Aber erste Untersuchungen zeigen, dass bei manchen Menschen eher Agglutinin, ein Lektin aus dem Weizen, nicht gut vertragen", so Rossi.
Allerdings sei die Studienlage zu gesundheitlichen Auswirkungen auf den Menschen noch nicht ausführlich genug, um pauschal vom Konsum abzuraten.
Gundry hingegen ist sich seiner Sache sicher. Statt Nachtschattengewächse wie Tomaten und Auberginen, Hülsenfrüchte oder Vollkorn sollten wir lieber Gemüsesorten wie Grünkohl, Spinat, Sellerie oder Brokkoli essen.
Außerdem sei Weißbrot besser als Vollkornbrot.
Wenn sie auch nach dem Ausprobieren verschiedenster Diäten immer noch Symptome haben, könnten Lektine verantwortlich sein.
Solange sichergestellt wird, dass alle wichtigen Nährstoffe trotzdem noch Teil der Ernährung sind, kann man jedem Trend folgen. Lektine allerdings so grundsätzlich zu verdammen, dazu fehlt bislang noch die wissenschaftliche Basis.
Author: Matthew Webster
Last Updated: 1702065841
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